Podiumsdiskussion 2006



Die Religionsschüler haben zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion eingeladen. Sie fand am 6. Juli 2006, 16 Uhr, in der Aula des Clara-Wieck-Gymnasiums (Außenstelle) statt. Mit dieser Information wurden die Schüler, die Lehrer, die Bevölkerung eingeladen und auch an die Presse gegeben:

Kurzinformation zur Podiumsdiskussion

Verbrechen des NS-Staates − wie Sterilisation und Euthanasie − wurden in Zwickau genauso verübt wie anderswo in Deutschland. Zwickau war da keine Ausnahme. Jedoch wurden diese über sechzig Jahre lang verdrängt, verheimlicht und nicht aufgearbeitet.

2004 begannen Religionsschüler der 11. Klasse des ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums Zwickau (jetzt Clara-Wieck-Gymnasium) Fragen nach den Opfern und Tätern der Zwangssterilisation und der so genannten Euthanasie für ihre Region zu stellen. In einem Projekt wurden umfangreiche Recherchen und Befragungen von Zeitzeugen (Angehörige von Zwangssterilisations- und Euthanasieopfern) durchgeführt, und die Ergebnisse wurden in einer Ausstellung zusammengefasst. Es ist gelungen, vergessenen Opfern ihren Namen und − wenn es möglich wurde − auch ihr Gesicht zurückzugeben. Die Opfer werden gewürdigt und sind dem Vergessen entrissen.

Zum ersten Mal konnte diese Ausstellung am 1. Juni 2005 im Landgericht Zwickau der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Besuch der Ausstellung war überdurchschnittlich gut, weil die Bevölkerung an den historischen Ereignissen und Geschehnissen der Heimatregion interessiert war. Sogar die Medien − Presse, Radio und Fernsehen − haben die Ausstellung über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht, und es entstand eine rege Anfrage nach dieser Ausstellung. Seitdem konnte sie in Werdau, Reichenbach, Dresden, Hoyerswerda, Bautzen und Kamenz gezeigt werden.

Zu dem Projekt gehörte auch die Organisation einer Gedenktafel am "Haus Muldenblick". Am 7. Juni 2005 wurde sie eingeweiht und damit ist in Zwickau ein Ort geschaffen, an dem die Opfer geehrt werden und ihrer gedacht wird. Die Lebenden werden daran erinnert, dass nie wieder so eine Gewaltherrschaft und Diktatur kommen darf!

Weiterhin gehörte zum Projekt, dass am 22. November 2005 die recherchierten Opferakten und eine erstellte Datenbank der Zwangssterilisation− und Euthanasieopfer dem Stadtarchiv Zwickau übergeben wurden. Dadurch können ungeklärte Schicksale aufgeklärt werden. Außerdem wurden die gesammelten Erfahrungen weitervermittelt und öffentliche Vorträge − wie z. B. im Rathaus Reichenbach, Bischof-Benno-Haus Bautzen und Lessing-Gymnasium Kamenz − durchgeführt. Besonders die Jugend soll die Mechanismen des Extremismus und Rassenwahns erkennen, denn das Projekt kann als Modell der Prävention angesehen werden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden ermutigt, den Gefahren der Fremdenfeindlichkeit, der Intoleranz und nationalistischen Strömungen durch eigene Zivilcourage zu begegnen.

Der Abschluss dieses Projektes wird die Podiumsdiskussion sein, denn die Schüler werden dann mit ihrem Abitur das Clara-Wieck-Gymnasium verlassen. Im Gespräch soll bewusst werden, dass Verbrechen nicht vergessen werden dürfen, dass zur Zukunft die Erinnerung gehört und dass die Gesellschaft auf die Schwachen achten muss.

Im Podium werden sitzen:

  • Dr. Heinz Zehmisch (Arzt und als solcher hat er sich mit medizinisch-historischen Themen befasst u. a. der Rassenhygiene und Zwangssterilisation)
  • Torsten Sommer (Vorsitzender Richter am Landgericht Zwickau − früher Betreuungsrichter)
  • Irmgard K. (Angehörige und Hinterbliebene eines Sterilisationsopfers und evtl. auch Euthanasieopfers)
  • Christin K. (Schülerin und Klassensprecherin)
  • Isabell G. (Schülerin und Moderatorin)
  • Dr. Edmund Käbisch (Religionslehrer und Projektleiter)


Blick in die Aula
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(Fotos: Edmund Käbisch)


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