Kindereuthanasie Roland G.



Die Texte der Schüler, die zu bestimmten Sachthemen erarbeitet wurden, sind mit angefügt. Jeder Schüler hat selbst den Text erarbeitet und auch die Gestaltung der Schautafel vorgenommen. Mit einfachen Mitteln wurde das jeweilige Verbrechen in Form einer Collage dokumentiert.

Die Schwester berichtet:

Dr. Karl Daniel - Widerstand Roland wurde am 13. Juni 1943 als zweites Kind einer Planitzer Familie geboren. Es fiel schnell auf, dass dieses Kind nicht gesund war. Es war mongoloid. Der Vater von Roland war Bandagist. In der Orthopädischen Klinik Dr. Gaugele. (Gebäude gegenüber der heutigen Sparkasse) wurde Roland wegen seines Schiefhalses behandelt (ambulant in Behandlung seit 7.2.1944). In dieser Klinik sprach ein Arzt den Vater von Roland an und schlug vor, seinen Sohn zur Spezialbehandlung nach Leipzig zu transportieren. Der Vater stimmte zu und so wurde Roland nachdem er ein viertel Jahr zu Hause verbringen durfte, in die Klinik nach Leipzig verlegt. Die Eltern und die fünfjährige Schwester wollten Roland in Leipzig besuchen, doch ein Bombenangriff kam ihnen zuvor und so wurde ein Besuch unmöglich. In der Klinik von Leipzig verstarb plötzlich der Junge im Alter von 1 Jahr und 3 Tagen, angeblich an einer Lungenentzündung.

Grüße zur Geburt und zum Tod:

Als Roland G. geboren wurde, haben viele Freunde und Bekannte der Familie zu ihrem "Stammhalter" gratuliert. Es ist nicht genau geklärt, ob diese Menschen, die die Glückwunschkarten verfasst haben, auch wussten, dass Roland G. ein Mongoloidkind war. In den nebenstehenden Karten, die anlässlich der Geburt verschickt wurden, kann man sehr deutlich den Einfluss des Nationalismus erkennen. Nach dem Tod von Roland G. wurden Trauerkarten geschrieben und allseitiges Beileid an die Familie ausgesprochen. Aus diesen Karten, hier auch zu sehen, geht hervor, dass nun doch alle wussten, dass Roland Mongoloid war. Deshalb schreibt man hier auch, dass es vielleicht besser gewesen ist, dass er starb, denn er wäre sowieso geistig zurück geblieben und hätte nie ein normales Leben führen können. Aus solchen Äußerungen kann man deutlich die damalige Rassenideologie entnehmen, die Behinderte aus der Bevölkerung eliminieren wollte. (Es gab 2 Arten von Rassismus: betraf zum einen fremde Völker (z.B. Juden) und zum anderen Behinderte, Asoziale, Alkoholiker...)

Einschätzung:

Aus der Ferne betrachtet kann man heute vermuten, dass Roland G. der Euthanasie zum Opfer gefallen ist. 1941 wurde offiziell die Euthanasie eingestellt, doch im Untergrund fortgesetzt. Es handelte sich um die so genannte "wilde" Euthanasie. Diese wurde mittels Medikamenten – Einspritzen von Luminal – durchgeführt. Aus dem moralischen Sinne heraus, kann man diese Morde, genannt "Euthanasie", natürlich nicht vertreten. Es wurden behinderte Menschen, welche im 3. Reich als "lebensunwert" betitelt wurden, einfach umgebracht. Deutschland wollte die reinste und stärkste Rasse der Welt verkörpern, doch da passten Behinderte, Asoziale, usw. nicht in das Bild, sondern diese Menschen hinderten den Staat, diese einmalige und arische Rasse zu werden. Deshalb wurden Menschen, wie Ich und Du, einfach aus der Gesellschaft selektiert. Aus der Sicht eines Christen haben die Nazis nicht nur ein Gebot gebrochen. Jesus spricht: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." (Mt.22, 37-40) Dies ist das Doppelgebot der Liebe und wurde auf das Gröbste missachtet. Auch heißt es im 5. Gebot: "Du sollst nicht töten".